Sonntag, 7. Juni 2009

Those were the good times

Diese Woche strahlte Sky Sports einen weiteren Teil seiner Serie ''Time Of Our Lives'' aus, in der legendäre englische Mannschaften der Vergangenheit mit ehemaligen Mitgliedern noch einmal ins Leben gerufen werden.

Paradoxerweise drehte sich die Sendung um Kevin Keegans Newcastle der neunziger Jahre - ausgerechnet kurz nach dem ersten Abstieg aus der 1992 gegründeten Premier League. Der geniale Franzose David Ginola, John Beresford und Steve Howey teilten ihre Erinnerungen von den ''Entertainers'', denen sie selbst angehört hatten. Das ganze Programm voller Anekdoten aus dieser (erfolgreichen) Zeit stand völlig im Kontrast zur heutigen Situation - jeder wollte damals Newcastle spielen sehen, sodass Sky die meisten Spiele auf einen Montagabend ansetzte, wie Howey bemerkte. Man spielte mit den grossen der Liga um den Titel mit, und nach einem Vorsprung von 12 Punkten sollte man 1996 den Titel noch an... Man Utd verspielen. Dass man die Saison auf Platz 2 abschloss, war kein Trost - während es in der abgelaufenen Saison ums nackte Überleben ging und man klaglos scheiterte.

Witzig waren die zahlreichen Anekdoten, die die drei zu bieten hatten. Keegans Stärke war sein ''Man-Managment'', und er stand als Trainer für bedingungslosen Angriffsfussball. Das Wort defensiv existierte in seinem Wortschatz nicht. Glaubt man den dreien, wurde im Training nie eine Minute das Abwehrverhalten trainiert - im heutigen Fussball undenkbar. Als einmal auf Anregung eines Defensivspielers versucht wurde, mit dem Coach und heutigen BBC-Experten Mark Lawrenson etwas einzustudieren, klappte gar nix. Keegan fuhr prompt dazwischen: ''Naa, we'll do it my way!'' Interessant ist aber, dass Newcastle in der Spielzeit 1995-96 mit 37 Gegentoren nur zwei mehr als Meister Manchester United aufwies - Leute wie der brilliante Phillipe Albert oder Gavin Peacock waren gute Abwehrspieler, nur sehr offensiv orientiert.

Das Entertainment der Fans, der Teamgeist und der von Keegan geförderte Anspruch, jedes Spiel mit drei oder vier Toren Unterschied zu gewinnen, machte Newcastle zu einem der erfolgreichsten und beliebtesten Teams Englands. John Beresford sagte, wäre Keegan 1997 nicht zurückgetreten (er befand sich im Clinch mit der Vereinsführung), hätte dieser bald Trophäen in den St. James' Park geholt. Man hätte 1996 den Titel wegen mangelnder Erfahrung verpasst, nicht wegen fehlender Klasse. Beresford ärgert sich noch heute um das ''was, wenn...''. Fakt ist, dass Keegan das spielstärkste Team des Landes hatte. Was fehlte, war Erfahrung im Titelkampf. Nachfolger Kenny Dalglish zerstörte laut Ginola das ganze System Newcastle - er hatte seine eigenen Ansichten von Fussball, und in dieses System passten weder ein Ginola noch ein Asprilla.

Man wird nie wissen, was noch alles passiert wäre, hätte ''KK'' seinen Vertrag erfüllt. Die glücklichen Momente dieser Zeit kann man aber keinem Newcastle-Fan mehr wegnehmen, selbst nach dem Abstieg nicht. Während den 45 Minuten Laufzeit fühlte man sich in die Zeit zurückversetzt, und man realisiert erst später, wie weit weg ''The Entertainers'' wirklich sind. Das heutige Newcastle könnte man als die ''Anti-Entertainer'' bezeichnen - langweilig, ideenlos, zusammenhaltlos.

Der Sommer jedoch wird einmal mehr nicht langweilig werden - der Club steht zum Verkauf, Alan Shearer hat nach wie vor keinen Vertrag unterschrieben und die Zusammensetzung des Teams wird sich erheblich verändern (müssen). Klar ist, dass ein neuer Besitzer schnellstmöglich gefunden werden muss - am ersten Juli beginnt die Saisonvorbereitung. Zum ersten Mal seit Sommer 1992 in der zweiten Liga.

Kleiner Nachtrag: Der legendäre Keegan-Ausbruch darf natürlich auch nicht fehlen...

Bild: David Ginola auf Sky Sports.

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