Donnerstag, 3. Juni 2010

Rafa's Reign Over, Avram Appointed

Langsam nimmt auch das Geschehen abseits der WM-Vorbereitung wieder an Fahrt auf. Liverpool ist auf Trainersuche, während West Ham endlich seinen Wunschkandidaten an Bord hat.

Die Gerüchte schwirrten fast die ganze Saison wie ein lästiger Mückenschwarm um die Anfield Road, ich habe es bereits Ende April erwartet, und nun ist es Tatsache: Nach sechs Jahren verlässt Rafa Benitez Liverpool in "gegenseitigem Einvernehmen". Zumindest sehr einseitig scheinen die finanziellen Folgen von Benitez Abgang zu sein: Die Reds müssen dem scheidenden Spanier eine Entschädigung von rund 6 Millionen Pfund überweisen. Den sowieso schon angespannten finanziellen Verhältnissen des Clubs kommt das alles andere als entgegen, doch die Differenzen mit den amerikanischen Clubeigentümern schienen nach einer enttäuschenden Saison (Platz 7, Schluss in der CL-Gruppenphase) unüberbrückbar.

Während Benitez bis zum Schluss einen grossen Teil der Fans hinter sich hatte, lässt sich das von den amerikanischen Bossen Tom Hicks und George Gillett nicht behaupten. Der vorzeitige Abgang des Trainers dürfte durchaus auch ein Argument für mögliche Käufer sein, die einen eigenen Mann auf der Bank platzieren möchten - immerhin versuchen die Eigentümer verzweifelt, ihre Anteile loszuwerden.
Wie ist Benitez Amtszeit zu bewerten? Der Champions League-Sieg im Thriller gegen Milan machte ihn zwar bei den Supportern unsterblich. Das Trophäenkabinett wird aber lediglich noch von einem Pokalsieg ergänzt, ein zweiter Platz in der Liga und ein weiteres Finale in der Königsklasse dürfen ebenso als Erfolg gewertet werden. Dem entgegen stehen aber ungenügende Klassierungen in der Premier League, eine fragwürdige Transferpolitik und ein andauerndes Rotieren des Teams in den unpassendsten Momenten. Meiner Meinung nach hat Benitez so auch die Meisterschaft 2009 verspielt.

Die Amtszeit des Spaniers deswegen als Misserfolg zu betrachten, wäre jedoch falsch. Der Fussball war meistens schöner anzusehen als unter Vorgänger Gérard Houillier, was somit wieder für normale Verhältnisse punkto Zuschauerzahlen sorgte. Bei den Fans wird Benitez vor allem wegen des Champions League-Erfolgs einen positiven Gesa
mteindruck hinterlassen. Nach sechs Jahren müssen sich aber auch diese wieder einmal an einen neuen Namen gewöhnen. Martin O'Neill, Roy Hodgson und Guus Hiddink werden gehandelt. Egal wer es wird - der neue Trainer betritt einen Brandherd und wird kaum mit Millionen um sich werfen können, um eine mehr als durchschnittliche Mannschaft zu verstärken. Bleak times ahead!

Elsewhere

Etwas im Schatten der Liverpool-Saga bestätigte heute West Ham United Avram Grant (ex-Chelsea, Portsmouth) als neuen Trainer. Der Israeli unterzeichnete nach wochenlangen Spekulationen einen Vierjahresvertrag und galt bei den unbeliebten Vereinsbesitzern (finden wir irgendwo noch das Gegenteil...?) David Gold und David Sullivan als Wunschkandidat, trotz Konkurrenz von anerkannten Leuten wie Sam Allardyce (Blackburn, ehemals Bolton & Newcastle) oder Ian Holloway, der eben erst Blackpool in die Premiership geführt hat.

Grant ist sicherlich eine gute Wahl für die Hammers. Bei Chelsea wurde er nur aufgrund eines Spiels (Champions League-Finale 2008, in dem man im Elfmeterschiessen Man Utd unterlag) entlassen, während er den Chaosclub Portsmouth mit viel Würde und Kompetenz sogar ins Pokalfinale führte. Traurig ist nur, dass auch Vorgänger Gianfranco Zola Opfer einer Vereinsführung wurde, die in regelmässigen Abständen skrupellos den Trainer hintergeht und diesen öffentlich desavouiert. Zola war nicht unumstritten, doch ein ehrlicher, sympathischer Arbeiter, und verdiente eine bessere Behandlung. Davon können derzeit viele Trainer in England ein Liedchen singen, und das sollte uns allen Sorgen machen. Food for thought!
Trotzdem hat West Ham den richtigen Kandidaten gewählt - Allardyce lässt Steinzeitfussball spielen und Holloway wäre doch eher ein zu grosses Risiko gewesen.

Und zum Schluss...

... späte Genugtuung für einen Newcastle-Fan. Nach unserem letztjährigen Auswärtstrikot-Schreck übertrifft Everton nun alles...


8 Kommentare:

  1. Wenn düstere Zukunftsaussichten mit Jürgen Klinsmann als Trainerkandidaten drohen,dann kann den Scousers wirklich nur noch ein Blick auf die Peinlichkeiten des Stadtrivalen helfen. Auswärts wird der FC Everton jedenfalls ab jetzt auf sich alleine gestellt sein, diese Farbe hindert dann selbst die härtesten Supporters an Auswärtsfahrten. ;)

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  2. Laut Liverpool ist man in "no rush", was die Verpflichtung eines neuen Trainers betriftt. Keine Ahnung, was wir mit dieser Aussage anfangen sollen. Will man etwa bis nach der WM warten?

    Und betreffend Trainerkandidaten wird es durchaus interessant. Sowohl O'Neill als auch Hodgson und Hiddink sind vertraglich gebunden, da wäre also für das finanziell klamme Liverpool noch eine Stange Geld für die vorzeitige Vertragsauflösung aufzutreiben. Der freie Klinsmann wäre wohl doch die günstigste Option...... ;-)

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  3. Neue Namen, die herumgeistern: Harry Redknapp & Sven Göran Eriksson.

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  4. Redknapp findet bei Tottenham bessere finanzielle und sportliche Perspektiven (CL) vor, ein Wechsel würde mich deswegen schon sehr überraschen, obwohl die Aufgabe als Liverpool-Coach sicherlich seinen Reiz hat.

    Sven-Göran Eriksson wäre die äußerste Notlösung und würde von wenig sportlicher Weitsicht zeugen, wobei man sich bei den beiden Yankees in dieser Hinsicht nie zu sicher sein sollte.
    Realistischer ist aber wohl, dass sie dem Drängen der Fans nachgeben und einfach Dalglish befördern, der sowieso im Nachwuchsbereich angestellt sein dürfte. Damit würde Ruhe einkehren und die Finanzen würden unangetastet bleiben.

    Mich überrascht, dass Phil Brown sich noch nicht selbst ins Gespräch gebracht hat. Dann hätte ich endlich wieder einen Grund, die Scousers wirklich zu hassen, anstatt sie zu bemitleiden.

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  5. Dalglish tut sich das hoffentlich nicht an - das könnte im schlechtesten Fall seinen Ruf beschädigen.

    Bei Redknapp bin ich einverstanden. Ich glaube nicht, dass er sich die Chance, in der CL zu spielen, nehmen wird. Eriksson hat sich selbst als "Liverpool supporter" ins Gespräch gebracht...

    Zu Phil Brown: Ich finde den Mann auf einem tiefen, lächerlichen Niveau noch ganz witzig......

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  6. Grobelaar und weitere Ex-Profis sprechen sich auffallend deutlich für Dalglish aus. Ich würde wirklich auf ihn tippen, sollte Hodgson nicht doch zufälligerweise irgendeine ominöse Klausel in seinem Kontrakt haben. Im Gespräch sollen ja auch noch Bilic und Hughes sein, das sind aber wohl nur Spielbälle der Presse.

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    Phil Brown = Clown. Mehr will ich zu ihm gar nicht mehr sagen. ;)

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  7. Wenn Dalglish tatsächlich übernehmen sollte, dann schon eher als Übergangslösung, womit man die Fans beruhigen und Zeit gewinnen könnte.

    Und Brown ist halt ein Mackem...

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  8. Lol, sehr hübsches Trikot...

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