Samstag, 28. März 2009

Blick nach oben

In der laufenden Premier League-Saison schlagen sich die drei Aufsteiger entgegen aller Erwartungen nicht schlecht - doch welche Zweitligisten werden ab dem Sommer wieder in den Genuss von Erstligafussball kommen?

Hull und Stoke sind zwar nach wie vor im Abstiegskampf involviert, haben ihr Schicksal aber in den eigenen Händen. Weitaus prominentere Vereine wie Newcastle oder Middlesbrough finden sich derzeit auf einem Abstiegsplatz wieder. Nur der dritte im Bunde der Aufsteiger, West Brom, steht etwas abgeschlagen am Tabellenende. Ironischerweise versucht WBA attraktiven Fussball zu spielen und bleibt damit erfolgslos, während Hull und Stoke eher durch physische Stärke auffallen und so das bessere Los gezogen haben. Es ist eben doch so: Im Abstiegskampf zählen Biss und Leidenschaft, (leider) nicht die Qualität.

In der zweiten Liga, der Coca Cola-Championship (natürlich amerikanisiert...), stellen sich die 24 Teams langsam auf den Schlussspurt ein. Es kämpfen sechs Spieltage vor Ende (einige Vereine haben sogar noch ein bis zwei Spiele mehr zu absolvieren) grob gesagt noch elf Mannschaften um zwei direkte Aufstiegs- und vier Playoff-Plätze. Die Top Six sieht derzeit wie folgt aus:

1Wolverhampton Wanderers4077
2Birmingham City4072
3Reading3968
4Sheffield United3966
5Burnley4065
6Cardiff City3863


Die Wolves, die schon fast die ganze Saison oben stehen, sind auf dem besten Weg dazu, erstmals seit dem Abstieg 2004 wieder ins Oberhaus zurückzukehren. Manager Mick McCarthy gelang das selbe schon einmal mit Sunderland, nach der Saison 2005-06 war aber wieder Schluss mit Erstligafussball und der Ire musste den Hut nehmen. Seither stand er, vor allem Ende letzter Saison, in Wolverhampton immer wieder unter Druck, würde aber nun mit dem Gewinn der Championship die Erwartungen der Fans mehr als erfüllen.

Birmingham City und Manager Alex McLeish liefern sich mit Reading ein enges Rennen um den direkten Wiederaufstieg, welches sich wohl am letzten Spieltag in einem Direktduell entscheiden wird. Birmingham spielt darüber hinaus auch noch gegen die Wolves. Trotz der passablen Situation - der Schotte McLeish steht beim eigenen Anhang stark in der Kritik, weil seine Auffassung von Fussball vielen Leuten missfällt. Lange Bälle, defensivorientiertes Denken und ein extrem physisches Spiel zeichnen die Blues aus, erst 47 Tore wurden erzielt. Readings Trainer Steve Coppel hingegen hat mit Spielern wie den Iren Stephen Hunt oder Kevin Doyle kreative Offensivspieler zur Verfügung, die mit Kick'n'Rush nicht viel anfangen können.

Dahinter lauern Sheffield United, Burnley und Cardiff auf Ausrutscher der Favoriten (Achtung - Cardiff hat erst 38 Spiele absolviert!). Burnley und ihr Trainer Owen Coyle zeichnen sich durch feinen Angriffsfussball aus und haben in den nationalen Pokalwettbewerben u.a. Arsenal und Tottenham überrascht. Ausserhalb der Playoffplätze streiten sich noch Preston, Swansea, Bristol City, Ipswich und die Queens Park Rangers mit ihren Clubeigentümern Briatore & Ecclestone um den Einbruch in die Top Six.

Sofern sie sich nicht dumm anstellen, sollten sich die Wolves mit Mittelfeldtalent Michael Kightly einen der ersten zwei Plätze sichern können, um nicht zu sagen den ersten Rang. Birmingham hat gegenüber Reading leichte Vorteile im Kampf um Platz zwei. Sollten die Royals also den Weg über die Playoffs machen müssen, sollte die Qualität über drei weitere Spiele jedoch reichen. Auf den Plätzen vier bis sechs sehe ich realistischerweise keine grossen Veränderungen mehr, unter Umständen könnte noch das siebtplatzierte Preston eingreifen.

Ohne jemanden beleidigen zu wollen - abgesehen von Birmingham freuen wir uns auf frische Gesichter in der Premier League...

Dienstag, 24. März 2009

Nachruf: Brian Clough

Am vergangenen Samstag wäre der legendäre englische Spieler und Trainer Brian Clough (u.a. 2 x Europapokalsieger mit Nottingham Forest) 74 Jahre alt geworden. Er erlag im September 2004 an Magenkrebs. Wer mehr über ihn erfahren will, dem empfehle ich einen Artikel auf 11 Freunde.

Wer in nächster Zeit England besucht, sollte sich den Film The Damned United anschauen (ab 27. März in den britischen Kinos). Er zeigt Cloughs erfolgreiche Amtszeit bei Derby County und parallel sein Missverständnis als Trainer des von ihm gehassten Leeds United, wo er den Schatten seines Vorgängers Don Revie in nur gerade 44 Tagen nicht verdrängen konnte. Der Film basiert auf einem Buch mit demselben Titel, das ebenso empfehlenswert ist. Aber Achtung: Erstens ist es ein Roman, und zweitens wird Clough sowie im Buch als auch im Film übertrieben dargestellt, wie seine Familie bemängelt (sein Sohn Nigel ist erst kürzlich in die Fussstapfen seines Vaters getreten). Clough war zwar ein extrem selbstbewusster und zuweilen arroganter Mensch, aber sowohl Film als auch Buch sollten mit Vorsicht genossen werden. Der Autor David Peace wurde in England für seine Arbeit stark kritisiert, weil sie das Bild von Clough verzerre. Auch das Argument, dass man keinen Roman über eine wirkliche Person schreiben könne, wurde von ehemaligen Spielern eingebracht. Als Unterhaltung für einen Fussballinteressierten taugt es allemal. Macht euch selbst eine Meinung davon!

Gespielt wird Clough übrigens von Michael Sheen, der u.a. schon Tony Blair im Film The Queen dargestellt hat.

Sehr zu empfehlen ist das Buch Provided You Don't Kiss Me des Journalisten Duncan Hamilton, der zwei Jahrzehnte 'Cloughie' als Trainer bei Forest miterleben durfte. Man bekommt echte Eindrücke, wie Clough richtig getickt hat, während auch der Humor nicht zu kurz kommt. Meines Erachtens eines der besten Fussballbücher der letzten Jahre. Last, but not least Cloughs Autobiographie Walking On Water.

Für mich bleibt Clough einer der besten englischen Trainer aller Zeiten und ein Vorbild - trotz seiner Arroganz. Typen wie ihn gibt es im heutigen Fussball leider kaum mehr. Ihm gilt das Schlusswort:

''I wouldn't say I'm the best manager in the business but I'm certainly in the top 1.''


Bildquelle: http://www.europeancuphistory.com/

Samstag, 21. März 2009

Heading for relegation? Newcastle 1 -3 Arsenal



57' Bendtner 0-1, 58' Martins 1-1, Diaby 64', Nasri 67' 1-3.

Newcastle: Harper - S. Taylor (65' Owen), Coloccini, Bassong (38' Beye), Enrique - R. Taylor, Butt, Nolan, Duff, Loevenkrands (79' Ameobi) - Martins.

Arsenal: Almunia - Sagna, Gallas, Toure, Clichy - Arshavin (74' Song), Denilson, Diaby, Nasri - Van Persie, Bendtner (89' Eboue).

Att: 49'972


Ref: Mark Halsey


Nachdem die Resultate der am Nachmittag ausgetragenen Spiele Newcastles prekärer Situation nicht wirklich halfen, stand man gegen Arsenal umso mehr unter Druck. Den Spielern war jedoch während der ersten 45 Minuten nicht wirklich viel davon anzumerken, wie schon im Spiel gegen Man Utd anfangs Monat spielte man sich gute Chancen heraus und war zeitweise minutenlang in der gegnerischen Platzhälfte vorzufinden. Doch Newcastle verpasste es, beste Chancen zu nutzen - vor allem Obafemi Martins, der einen Elfmeter auf klägliche Art und Weise verschoss, was die Frage aufwerfen liess, was denn gewesen wäre, wenn Owen in der Startformation gestanden hätte. Nach dem verpassten Elfmeter spielte sich das Heimteam weiterhin gute Gelegenheiten für Martins und Loevenkrands heraus, doch der Elfmeter schien auch Arsenal aufgeweckt zu haben, die gegen Ende der Halbzeit Fehler der Newcastle-Abwehr hätten ausnützen müssen.

In der zweiten Halbzeit übernahm allmählich Arsenal das Spielgeschehen und ging nach einer knappen Stunde in Führung. Doch nur 30 Sekunden später schlugen die Magpies zurück - Martins machte seinen Fehler gut, nachdem er eine noch ungeordnete Gunners-Abwehr bestrafte. Die Freude blieb nicht lange bestehen. Steven Taylor musste verletzt vom Spielfeld, und in dieser Zeit nutzte Diaby die Überzahlsituation aus. Von da an war eigentlich klar, dass Arsenal das Spiel heimschaukeln wird, an dem konnte auch die Einwechslung Michael Owens für die letzten 25 Minuten nichts mehr ändern. Arsenal setzte noch einen dritten drauf und hätte am Ende sogar noch höher gewinnen können, u.a. traf Van Persie den Pfosten.

Was bleibt uns von diesem Spiel? Newcastle befindet sich acht Spiele vor Saisonende in einer besorgniserregenden Situation, und der Slogan too big to go down gilt spätestens seit Samstag nicht mehr. Die nächsten Wochen scheinen kaum besser zu werden - es ''lockt'' ein Heimspiel gegen Chelsea und ein weiteres must-win-Spiel beim heimstarken (Mitabstiegskandidaten) Stoke. Wichtig ist nicht, dass man gegen ein weiteres Top-Team gut spielt und wieder verliert, sondern dass man endlich mal gegen Hull, Stoke & Co. das Spieldiktat in die Hand nimmt und Punktverluste in diesen Spielen verhindert. Aus den vier Spielen bei Stoke (auswärts), gegen Middlesbrough, Portsmouth und Fulham (alle heim) müssen neun bis zehn Punkte her. Falls man dazu nicht fähig ist, hat man es auch nicht verdient, in dieser Liga zu bleiben. Leeds United lässt grüssen.

Premiership: bottom five (22.3.)

16Stoke City3032
17Blackburn Rovers3031
18Newcastle United3029
19Middlesbrough3027
20West Bromwich Albion3024

Die Wirtschaftskrise erreicht Englands Fussball

Nein, (noch) nicht ein Premier League-Verein. Der englische Drittligist Cheltenham Town steckt in argen finanziellen Nöten - und greift jetzt zu unkonventionellen Mitteln.

Der Tabellenletzte der
League One, mit zehn Punkten Rückstand auf das rettende Ufer, bekommt nun Hilfe vom Stadtrat Cheltenhams, der dem Fussballclub einen Kredit über
£ 100'000 gewähren wird. Zwar muss darüber noch abgestimmt werden, doch der Ratspräsident Andrew North stimmt dem Vorhaben zu. Ein Darlehen dieser Art ist selbst in England etwas Ungewöhnliches, scheint aber Unterstützung von allen Seiten zu haben.

Um die Auswirkungen der Finanzkrise auf den Club zu verkleinern, wurde jeder einzelne Spieler für einen allfälligen Transfer zur Verfügung gestellt. Trainer Martin Allen war nicht nur gezwungen, einige Spieler gehen zu lassen. Auch der Torhütertrainer und ein Scout wurden freigestellt. Die
Robins haben so ihre Lohnkosten seit Februar um £ 8'000 gekürzt. Nachdem die Vorstandsmitglieder schon £100'000 ihres eigenen Geldes in den Verein gesteckt haben, beanspruchen sie nun einen Kredit vom Stadtrat über die gleiche Summe.

''Wir sind nicht auf der Suche nach Geschenken'', relativiert der Vereinsvorsitzende Paul Baker. ''Wir brauchen einen Kredit des örtlichen Stadtrates, der gesichert und rückzahlbar ist.'' Andrew North unterstützt das Vorhaben und bestätigt, dass der Fussballclub für die Wirtschaft der Umgebung ein wichtiger Faktor sei. Der Verein hofft nun, die Finanzen wieder einigermassen in den Griff zu kriegen. Unumgehbar ist aber eine weitere Reduzierung des Kaders auf 18 bis maximal 20 Spieler.

Der Abstieg in die League Two scheint unausweichlich, ausser man kann den Schwung aus den zwei letzten Spielen mit sechs Punkten in die nächsten Partien mitnehmen. Klar ist, dass Cheltenham keine Ausnahme bleiben wird - es werden in der Zukunft weitere Vereine im englischen Fussball ärgere Probleme kriegen. Der Ausspruch
doing a Leeds ist schon fast ein fester Begriff geworden und wird vielleicht bald wieder ein Thema sein. Zur Erinnerung: Leeds United spielte anfangs des Jahrtausends noch in der Champions League mit, hat aber über den Verhältnissen gelebt und musste so sportlich als auch finanziell mehrere Schicksalsschläge hinnehmen. Heute spielt man in derselben Division wie Cheltenham Town.

Bildquelle: http://www.football-league.co.uk/

Donnerstag, 19. März 2009

Zahlenspiele mit Taylor

Am Samstag steht Abstiegskandidat Newcastle United vor heimischem Publikum gegen Arsenal unter Druck - und scheint ausgerechnet von Steven Taylor abhängig...

Der junge Geordie, der lange Zeit von seinem Bonus als Einheimischer profitieren konnte, ist spätestens während der laufenden Saison zu einem von vielen Ärgernissen auf (und neben) dem Spielfeld verkommen. Taylor galt zwar als Versprechen für die Zukunft und ist sogar Kapitän der englischen U21-Auswahl, doch seine Leistungen seit dem Sommer waren weder auf seiner Stammposition in der Innenverteidigung noch als Rechtsverteidiger als Ersatz des verletzten Habib Beye genügend. Stellungsfehler und kaum vorhandene Durschlagskraft nach vorne, um zwei Schwächen zu nennen, sind nicht das einzige Übel - es hat auch den Anschein, er wisse nicht, was er genau zu tun hat. Wenn der Rechtsverteidiger andauernd rechts hinten fehlt, kann irgendetwas nicht stimmen. Man könnte ja meinen, der Trainer ersetzt ihn in diesem Fall einfach. Das Problem ist nur, dass Newcastle einmal mehr mit erheblichen Verletzungssorgen zu kämpfen hat und Taylor so regelmässig zum Einsatz kommt. Er ist darüber hinaus nicht nur der letzte Torschütze Newcastles (beim 1:1 in Hull vor einer Woche), was sowieso schon alles über den Zustand dieser Mannschaft sagt. Nein, Steven Taylor ist auch der Magpie, der gegen Arsenal das letzte Tor erzielt hat, und zwar im Dezember 2007 beim 1:1 im St. James' Park. Seitdem trat man total drei mal (auswärts) gegen die Gunners an, unterlag einmal im FA Cup und zweimal in der Liga mit je 0:3. 

Die Hoffnungen für das Spiel am Samstagabend werden trotzdem kaum auf Taylor ruhen, sondern auf die positive Leistung gegen Man United vor 10 Tagen, welche jedoch keine Punkte einbrachte. Es wird aber viel zusammenkommen müssen, wenn man sich gegen Arsenal mit mindestens einem Punkt aus der Affäre ziehen möchte - Chancen müssen konsequent genutzt, dumme Fehler verhindert und eine über zwei Halbzeiten konstante Leistung abgeliefert werden, vom Torhüter bis zum Stürmer. Das ist nicht gerade das, wofür Newcastle im Jahre 2009 steht. Allein die anständige Heimbilanz gegen Arsène Wengers Truppe gibt etwas Mut: In den letzten sieben Aufeinandertreffen ging man nur einmal als Verlierer vom heimischen Platz; Total resultierten aus 16 Heimspielen seit Newcastles Aufstieg in die Premier League (1993) gegen die Kanoniere fünf Siege und sieben Remis bei vier Niederlagen und einem Torverhältnis von 15:12. Im Dezember 2005 konnte man den bis anhin letzten Sieg landen, der Manager Graeme Souness etwas Luft verschaffte, bis er im Februar darauf entlassen wurde. Arsenal reist aber mit der Gewissheit Richtung Nordosten, in den letzten 569 Minuten Ligafussball nur ein einziges Tor kassiert zu haben und ist seit dem 22. November (0:3 bei Man City) ungeschlagen. Zu viele Punkteteilungen und Mühe im Toreschiessen waren während dieser Zeitspanne trotzdem ein Problem, und darum sollte Newcastle morgen nach vorne spielen und so das Publikum auf seine Seite bringen - denn der St. James' Park verdient endlich wieder mal eine anständige Stimmung.

Mittwoch, 18. März 2009

''I didn't see the incident''

Nach dem gestrigen Viertelfinalspiel im FA Cup zwischen Arsenal und Hull scheint sich die Berichterstattung mehr auf eine angebliche Spuckaffäre als das Spiel selbst zu konzentrieren.

Die Geschichte eines von Fehlern geprägten Spiels ist schnell erzählt. Arsenal kam kaum ins Spiel und schien nach dem frühen Führungstor durch Hulls Barmby völlig verunsichert, reihte Fehlpass an Fehlpass und hatte den unangenehmen Gästen nicht viel entgegenzusetzen. Den Tigers wurde zudem korrekterweise ein zweites Tor aberkannt. Die Gastgeber konnten in der zweiten Halbzeit zulegen und kamen in der Schlussphase noch zu zwei Toren durch Van Persie und Gallas.

Beim Stichwort Gallas beginnt aber erst der interessante Teil des gestrigen Abends. Sein Siegestor wurde trotz einer Abseitsposition anerkannt, was Phil Brown, den hitzköpfigen Gästetrainer auf die Palme brachte. Brown, der anfangs Januar mit Newcastles Manager Joe Kinnear im St. James' Park auf die Tribüne geschickt wurde, war nicht nur wegen Gallas Tor stocksauer. Er erregte sich auch daran, dass der Schiedsrichter Mike Riley dem Druck Arsène Wengers und des Heimpublikums nachgab: ''Das Spiel wurde völlig auf den Kopf gestellt. Herr Wenger entscheidet sich dazu, sich einzumischen und was passiert? Mein Torhüter wird verwarnt. Nennen Sie das gutes Coaching? Das ist eine absolute Frechheit.'' Wenger verweigerte Brown am Ende des Spiels auch den Handschlag. ''Er hat es noch nie getan'', so Brown. Der Kommentar, der ihm von der FA am meisten Kritik einbringen wird, ist der, dass sein Hull nicht von Arsenal, sondern ''von den Entscheidungen des Linien- und des Schiedsrichters'' geschlagen worden sei.

Brown war aber noch nicht fertig. Er beschuldigte Cesc Fabregas, den verletzten Captain der Gunners, Hulls Assistenztrainer Brian Horton nach Spielschluss im Tunnel bespuckt zu haben. ''Das zeigt, was das für ein Verein ist. Ich hoffe, er ist stolz darauf.'' Fabregas wies die Vorwürfe zurück. Arsène Wenger brauchte einmal mehr einen seiner Lieblingssätze, wenn es darum geht, diskussionswürdige Vorfälle zu beurteilen: ''I didn't see the incident.'' Er könne keine Situationen beurteilen, die er nicht gesehen habe. Phil Brown können derlei Aussagen nicht beruhigen. ''Ich war dort und kann es bezeugen. Er hat meinem Assistenten auf die Füsse gespuckt, ihr Kapitän.''

Brian Horton hat sich nun an die League Managers' Association gewendet und schliesst weitere Schritte nicht aus. Ob Fabregas bestraft wird, ist schwer zu beurteilen. Der Fakt, dass es kein Vorfall auf dem Spielfeld war und das Schiedsrichtergespann beim angeblichen Vorfall schon in der Kabine war, vereinfacht die Sache nicht. Schon eher klar ist, dass Brown kaum ohne Konsequenzen davonkommen wird. Er wurde diese Saison schon mehr als einmal auf die Tribüne verbannt und bestraft, und seine Kommentare bezüglich der Schiedsrichterleistung werden ihm kaum helfen. Er bleibt aber bei seinen Worten - ''ich stehe immer noch 100% zu meinen Aussagen'', versicherte er heute BBC Radio 5 Live. Ob Fabregas wirklich so unschuldig ist, wie er beteuert, bleibt zu bezweifeln. Er sieht in den Pressefotos nur schon agressiv aus, und ob Horton und Brown, der zwar manchmal etwas zu ehrgeizig ist und zu allen Tricks greift, so eine Geschichte erfinden, glaube ich kaum.

Nachdem Phil Brown am Wochenende im Spiel gegen Newcastle (1:1) noch mit einem gewöhnungsbedürftigen Mantel, der an Haarschuppen erinnerte, die Aufmerksamkeit auf sich zog, waren es gestern Beteiligte aus beiden Lagern. Und Arsène Wenger hat endgültig einen weiteren Feinden.

Bildquelle: http://www.skysports.com/

Sonntag, 8. März 2009

The Justin Fashanu All-stars

Ein englisches Amateurteam wurde in Brighton mit Unterstützung des englischen Fussballverbandes nach Justin Fashanu benannt.

Der Stürmer, in den 80er-Jahren als eines der grössten Talente im englischen Fussball gehandelt, ist der bis heute einzige Fussballer auf der Insel, der sich offen zu seiner Homosexualität bekannt hat. Vor 11 Jahren brachte er sich um, weil er offensichtlich in den USA von der Polizei verfolgt wurde, nachdem Gerüchte aufgetaucht waren, er hätte einen Teenager vergewaltigt. In seinem Abschiedsbrief distanzierte er sich von den Vorwürfen, sagte aber, er wäre bei einer Anklage als Homosexueller sowieso unfair behandelt worden.

Auch seine Fussballkarriere verlief nicht annähernd so, wie man es erwartet hatte. Nach dem Transfer zu Brian Cloughs Nottingham Forest für eine Million Pfund begann der Sturzflug seiner Karriere. Plötzlich galt er als Chancentod, während ihm auch noch eine Knieverletzung in den Weg kam. Brian Clough, der populäre Trainer von Forest, der den Verein zu einem Meistertitel und zwei Europapokalsiegen (Vorläufer der Champions League) führen konnte, verlor schnell das Vertrauen in Fashanu. Wie er später in seiner Autobiographie zugab, fühlte er sich nach dem Tod seines ehemaligen Spielers als Mitschuldiger. Er wusste von Fashanus sexuellen Neigungen und fragte sich, ob einige seiner Kommentare gegenüber ihm falsch gewesen seien. Clough war ein extrem selbstbewusster Mensch, er zweifelte aber daran, dass er die Probleme des Stürmers ernst genug nahm. Er hätte das ganze privat, und nicht vor versammelter Mannschaft ansprechen müssen, und vor allem wäre er zu hart zu ihm gewesen, bekannte die 2004 gestorbene Legende.

Clough war wütend, dass er sich überzeugen liess, soviel für einen Stürmer zu bezahlen, der nicht fähig war, Tore zu schiessen. Eines Tages kam Fashanu zu ihm und sagte, er habe ''Gott gefunden''. In typischer Clough-Manier, antwortete dieser, dann solle er gefälligst dafür sorgen, dass dieser ihm die Gehaltschecks überweise, er werde das nicht mehr tun.

Ein Satz Cloughs in seiner Autobiographie blieb in meinem Gedächtnis hängen:

''I had a responsibility towards him because he was under my jurisdiction as the manager of the club, and I gave him nothing.''

So endete das Kapitel des ewigen Talentes auf traurige Art und Weise, und seitdem hat sich kein Fussballer auf der Insel mehr zu seiner Homosexualität bekannt. Ob sich das in naher Zukunft ändern wird, wird zu bezweifeln sein. Jason Hall von der Justin Campaign, die das Justin Fashanu All-stars team gegründet hat, will aber genau dafür sorgen, dass die Leute ihre Meinung von homosexuellen Sportlern revidieren. Das Team wird in pink und schwarz auflaufen, Premiere ist das Gay Football Supporters Network Tournament in Yorkshire.

Das Problem von Vorurteilen gegenüber Homosexuellen besteht auch in englischen Stadien immer noch - schwulenfeindliche Gesänge sind nicht verschwunden, und es gibt sogar Fälle, wo Spieler wegen homophobischen Äusserungen vom Platz gestellt werden müssen.

Für einmal tut die FA, der englische Fussballverband, etwas Gutes für the beautiful game. Man kann nur hoffen, dass die Idee eines 39. Spieltages im Ausland nicht mehr aufgegriffen wird...

Bildquelle: http://www.kicknrush.com/


Willkommen!

Ich bin selbst ein langjähriger Verfolger des britischen, vor allem des englischen Fussballs. Mein Interesse beschränkt sich aber nicht nur auf die Premier League, sondern auch auf untere Ligen sowie den schottischen Fussball. Darum eben 'Premiership & mehr.'

Ich versuche mit diesem Blog nicht nur dem britischen Fussball eine Plattform zu geben, weil er abgesehen von der 'Top Four' in der Premiership in den deutschen Medien stiefmütterlich behandelt wird, sondern weil ich vor allem auch kleinere, traditionsreiche Vereine beleuchten will, mein Interesse weitergeben möchte und nicht nur die Geschehnisse auf dem Rasen, sondern eben vor allem neben dem Platz zu kommentieren zu versuche. Es soll all diesen, die ebenfalls von der Faszination des britischen Fussballs leben, eine Chance geben, etwas mehr zu erfahren als die aktuellen Resultate in der FAZ oder beiläufige Kommentare in der SZ, dass Man Utd wieder einmal souverän aufgetreten sei, was man bei einem 4:0 auch ohne grosses Fussballwissen erahnen kann.

Das ganze werde ich nicht stur nach einem Plan abhalten, sondern je nach Lust und vor allem Zeit - auch ich bin nur ein Mensch, und wenn plötzlich sieben Tage Ruhe herrschen, heisst das nur, dass ich anderes zu tun habe... Natürlich werde ich auch verfolgen, wie viele Leser mein Blog überhaupt anlockt. Wer auf ihn stösst und das ganze als eine gute Idee erachtet, soll es ruhig weitererzählen!

Ich selbst bin ein Anhänger des nordostenglischen Traditionsvereins Newcastle United und mache derzeit schwere Zeiten durch - auch das kann man mit einem Blick auf die Tabelle erahnen. Wer aber wissen will, was dahinter steckt, der sollte diesen Blog lesen!

Ich freue mich auf Feedbacks, Anregungen, Lob, Kritik oder Wünsche!

GeordieRamon